David Peace - 1974

Edward Dunford ist Gerichtsreporter der „Evening Post“ in Yorkshire im Jahre 1974. Ein junges Mädchen wird auf grausame Art getötet, bereits Jahre zuvor waren zwei Mädchen auf ähnliche Weise ums Leben gekommen. Barry, ein Kollege Dunfords stirbt unter misteriösen Umständen. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Morden an den drei Mädchen? Was hat ein ehrwürdiger Bauunternehmer mit der Sache zu tun? Wusste Barry mehr darüber, als erlaubt war? Und will die Polizei die Fälle wirklich lösen? Edward Dunford verbeisst sich im Zuge seiner Recherchen immer tiefer in die Lösung dieser Rätsel, bis er letztendlich alle blutigen Fäden in der Hand hält. Er nimmt dabei weder Rücksicht auf seine Umwelt noch auf sich selbst, denn am Schluss werden auch seine Hände blutig sein.
„1974“ von Deavid Peace ist ein unglaublich harter Roman, härter, als einem manchmal lieb ist. Das Buch tut weh, inhaltlich und stilistisch.
Sein Held, Edward Dunford, ist kein sympathischer Mensch. Er wirkt wie ein verweichlichtes Muttersöhnchen, das sich ständig für sein Verhalten entschuldigen muss, ohne dass man das Gefühl hat, er meint seine Reue ernst. Er behandelt seine Mitmenschen, insbesondere Frauen, wie Dreck, er ist selbstsüchtig und egoistisch. Jedoch spürt Edward doch noch ein Hauch von Menschlichkeit und Mitgefühl in sich, im Gegensatz zu den korrupten Polizisten, seinen arroganten Kollegen und den sonstigen Protagonisten in Peaces Roman. Dieser letzte Rest von Anstand lässt ihn bei seinen Recherchen zu den grausamen Verbrechen nicht ruhen. Mögen kann ihn der Leser trotzdem nicht.
Das Bild von Yorkshire des Jahres 1974, das in diesem Roman gezeichnet wird, ist ein erschütterndes. Hass, Neid, Korruption, soweit das Auge reicht, menschenverachtende Grausamkeiten stehen an der Tagesordnung. In teilweise atemberaubendem Tempo und unglaublich dichter Atmosphäre schildert der Autor die Geschehnisse um seinen „Antihelden“. Er schont dabei weder seine Hauptfigur noch den Leser. Die Brutalität des Romans schmerzt, ebenso die Sprache des Autors: Mit stakkatoartigen kurzen Sätzen „sticht“ der Autor auf den Leser ein, das Buch kurz wegzulegen fällt schwer, zu sehr ist man in der Handlung gefangen, man fühlt sich wie in einem Albtraum, aus dem man erst erwachen kann, wenn man die letzte Seite gelesen hat.
„1974“ ist kein, und soll es auch nicht sein, angenehmes Buch, es ist ein Roman, der einen nicht loslässt, der fesselt, auch wenn es schon weh tut.
Deutscher Krimipreis 2005 für „1974“ – Gratulation, Mr. Peace
edogawa 2

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