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Standard
Ulrich Ritzel: Uferwald
Magdalen Nabb: Eine Japanerin in Florenz. Guarnaccias dreizehnter Fall.
Frode Grytten: Die Raubmöwen besorgen den Rest.
Yasmina Khadra: Nacht über Algier
Urs Schaub: Das Gesetz des Wassers
P.D. James: Wo Licht und Schatten ist
Didier Daeninckx: Bei Erinnerung Mord
Saskia Noort: Das dunkle Haus
edogawa - 7. Apr, 11:14
Petersplatz, also Rom, der Papst (am Cover), also im Bereich der Kirche angesiedelt, Komplott, also Verschwörung.
Ausgehend vom Papst-Attentat 1981 in Rom entwickelt George Tenner eine brisante und rasante Geschichte, eine politische Geschichte, verwoben mit Fanatismus und Terror, Geheimdienst und Gewerkschaft, Kommunismus, linken und rechte Parteien.
Ein europäischer Roman, nicht nur aufgrund der Schauplätze - Italien, Türkei, Russland, Deutschland -, sondern auch aufgrund der Einbettung in die europäische Geschichte von 1980 bis heute, die stark geprägt ist von den Veränderungen in den kommunistischen Ländern mit Auswirkungen auf die ganze Welt.
Der Roman beginnt mit der Schilderung der Vorbereitung und Durchführung des Attentates auf den Papst 1981 in Rom. Im Zuge der Einvernahme des daraufhin arretierten Attentäters lernt der Leser in Rückblicken das Leben und den Werdegang des aus einfachsten Verhältnissen stammenden Anatoliers kennen, der vom kleinen Handlanger zu einem bezahlten Killer wird. Er ist ein Werkzeug, dessen sich die anderen bedienen, er ist Soldat, er führt Befehle aus, woher sie auch kommen mögen.
Ein packender Roman, der besonders in den authentischen Dialogen seine sprachliche Qualität voll auspielt.
Besonders erwähnenswert die detailgetreuen Beschreibungen von Schauplätzen, Sitten und Lebensarten. Die Schilderungen der türkischen Städte und des türkischen Lebens waren so fesselnd, dass man sich wähnte, bereits selbst dort gewesen zu sein.
Nichts für Cosy-Krimi-Fans, dafür umso mehr zu empfehlen für Fans poltischer Verschwörungen.
Übrigens: Ein neuer Roman "Der Schrei des Pelikans" ist gerade in der Edition Octopus erschienen.
edogawa - 7. Apr, 10:55
Der düstere Einband, auf dem man nur schwer eine verfallende Holzhütte erkennen kann, stimmt mich bereits auf das lang erwartete schlanke Buch (125 Seiten) ein.
Ich habe schon einige Rezensionen gelesen, und freue mich, als ich es dann endlich selber in Händen halte.
In einem Zug verschlinge ich die Geschichte, die mich in ganz eigenartiger Weise fesselt: die Schilderungen des ländlichen Lebens, das ich zwischen den Zeilen der interviewten Personen herausfiltere, die karge Sprache, oft verwirrende Aussagen, aneinandergereihte Zeugnisse verschiedenster Blickwinkel.
Eine unkommentierte Aufzeichnung dessen, was Zeugen bemerkt, gesehen, gedacht haben. Und langsam wird das Bild über die Tragödie auf dem am abgelgenen Hof zu Tode gekommenen Familie klarer, schärfer, und ganz am Schluß offenbart sich dem Leser, wer diese Person ist, die am Hof der toten Familie das Vieh versorgt, damit es nicht brüllt.
Sehr einprägsam, sehr dicht, sehr gut.
edogawa - 7. Apr, 10:26
Die Hauptfigur Valère Notermans, eintönig mit Frau und Arbeit lebend, erfreut sich immer mehr an der cineastischen Kunst, derentwegen er die Festivals in der Provinz bereist. Besonders das beinahe Vergessene, abseits des Mainstreams, hat es ihm angetan. Umso größer die Freude, als bei einer solchen Reise ganz außergewöhnliches aber zugleich schreckliches Filmmaterial entdeckt wird.
Verwunderlich nur, dass niemand das Werk kennt, der Drehort, mitwirkende Personen, alles entzieht sich den in cineastischen Fragen bewanderten Personen, deren Hilfe Notermans in Anspruch nimmt, um das Rästel dieser Filmreste zu lüften.
Ein schreckliches Geheimnis offenbart sich, als es Notermans letztlich gelingt, die Identität des Films zu ergründen.
In diesem in knapper Sprache erzählten Roman wird der Leser mit Fragen zu Ästehtik und Moral konfrontiert, und befindet sich plötzlich auf einer Reise in die schreckliche Vergangenheit des Nazionalsozialismus.
Absolut lesenswert.
edogawa - 7. Apr, 09:44